Bis
zur Neuzeit waren Handel, Handwerk und Landgut die wichtigsten Einkommensquellen
der Stargarder Bürger. Vor der Stadtanlegung konzentrierte sich das Handwerk
auf dem Gelände der Vorburg (auf der Insel) und der Handel in der Siedlung am
linken Ufer des westlichen Arms der Ihna. Mit der Anlegung erhielt die Stadt
Landverleihungen, das Recht
der freien Schifffahrt bis zum Meer, Befreiung von Zoll in Pommern und das Recht
auf Gründung der Zünfte. Die Stadt wurde bald zu einem Handwerkszentrum mit
Ausstrahlung auf ein beachtliches Umfeld. Hier waren damals 30 Zünfte und Gilden
tätig. Ihre Vertreter saßen im Stadtrat. Die Zünfte erfreuten sich einer
wesentlichen Autonomie und sie hatten eine hierarchische Struktur. Zum Meister
konnte ein Bürger von Stargard werden, der als ein
eheliches Kind geboren wurde. Durch die Heirat mit der
Tochter oder der Witwe eines Meisters hatte
der Bewerber bessere Chancen, Zunftmeister zu werden. Auβer Privilegien (oft
herzoglichen Privilegien) hatten die Zunftmitglieder die Wehrpflicht, sie waren
verpflichtet Brände zu löschen und sich an den Arbeiten für die Stadt zu
beteiligen. Viele Zünfte schlossen sich zusammen (z. B. mit Webern u. a. aus
Königsberg, Thorn und Rostock). Von der Qualität des Stargarder Handwerks zeugen
heute u. a. die groβe Glocke in der Johanniskirche und die Orgel in der
Kathedrale in Kammin. Zu den führenden Zünften gehörten in Stargard die
Bäcker-, Schuhmacher-, Weber Tuchmacher-, Brauerer-, Kannengieβer-,
Glockengieβer- und Goldschmiedezunft. Seit dem 14. Jahrhundert spielten die
Kaufmannsgilden der Segler und Krämer eine wichtige Rolle. Handel wurde zur
wichtigen Reichtumsquelle der der Hanse angehörenden Stadt Stargard. Die
Einnahmen der Stadt stammten auch von Zollkammer, Präge, Steuern, Stempel- und
Straβengebühren, Apotheke, Badehaus, Waage, Mühle und Grundbesitz. Der Stadt
gehörten damals elf Dörfer vollständig und vier zum Teil sowie Wälder an der
Ihna. Der Dreiβigjährige Krieg und dessen Folgen führten zum Zusammenbruch der
Wirtschaft Pommerns. Die Stargarder lebten von Landwirtschaft und Handwerk,
dessen Erzeugnisse für den lokalen Markt bestimmt waren. Die Stargarder bauten
die kommunale Wirtschaft wieder auf. Eine weitere Belebung brachten hoch
qualifizierte französische Handwerker. Die Stadt wuchs zu einem bedeutenden
Webereizentrum. Im 18. Jahrhundert war Stargard ein wichtiger
Verkehrsknotenpunkt und deshalb eine Umsteigestation für Kurierpost. Am Ende des
18. Jahrhunderts entstanden die ersten Manufakturen, bestanden Brauereien und
Seifenfabriken. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war die Eisenbahn ein
stadtbildender Faktor. Der Stargarder Eisenbahnknoten zählte zu den gröβten in
der Provinz. Die Eisenbahnreparaturwerkstätten waren seit der Wende vom 19. zum
20. Jahrhundert der zweitgröβte Betrieb in Pommern. Dann wurde Stargard ein
wichtiger Industrieort. Es entstanden u. a. Landwirtschaftsmaschinenfabrik,
Dachpappefabrik, Seifenfabrik, Filzfabrik, Tabakfabrik, Ölfabrik und die in
Europa berühmten Spirituosenbetriebe (F.J. Mampe, H.A. Winkelhausen).
Nach
dem Zweiten Weltkrieg war das Eisenbahnwesen bis in die neunziger Jahre des 20.
Jahrhunderts der führende Industriezweig und beschäftigte rund 6 000 Menschen.
Stargard wurde „Stadt der Eisenbahner“ genannt. Einige Tausend Menschen fanden
Arbeit in der sich entwickelnden Industrie. Wandelprozesse um die
Jahrhundertwende veränderten die Struktur der Beschäftigung in Stargard und das
Antlitz der hiesigen Industrie. Immer mehr Menschen arbeiten im nicht
produzierenden Gewerbe. Am Stadtrand entwickelten sich zwei Industrieparks.